Entwickelungen der "Querdenker"-Demos
Dessau | Ende 2021
Ab Mitte des Jahres verliefen die Montagsdemos komplett friedlich und in sehr kleiner Besetzung an der Friedensglocke. Gegen Ende November wichen die sogenannten "Querdenker" auf den Schlossplatz aus, weil an der Friedensglocke der Weihnachtsmarkt errichtet wurde.
Mit der Änderung des Platzes änderte sich auch die allgemeine Situation. Die Größe der Demonstrationen nahm schlagartig zu. Zwar waren die realen Teilnehmenden-Zahlen immer kleiner als von den Veranstaltenden behauptet, trotzdem wuchs die Größenordnung von etwa 20 Personen Ende Oktober auf aktuell bis über 400 Personen. Mit der Zunahme kam auch die Unterwanderung durch Rechtsextremisten. So wurden stadtbekannte Faschisten und "Aktivisten" der sogenannten "Neuen Stärke" dort gesehen, teilweise liefen Rechtsextremisten mit Fackeln mit. Seit etwa einem Monat laufen jetzt zuverlässig jeden Montag auch einige Nazis auf den Demos mit. Die Agressivität stieg, so näherten sich Rechtsextremisten dem Gegenprotest und filmten mit Handy, teilweise wurde von Ordner*innen der Demonstration gefilmt und kommentiert. Einzelne Personen näherten sich der Protestgruppe schreiend oder schubsten.
Die sogenannten Querdenker haben schon früh gesagt, dass ihnen die Präsenz von Rechtsextremisten auf ihren Demos egal ist und das sie nicht vor haben, diese auszuschließen, was von einem interessanten Demokratieverständnis zeugt.
Auch das Vorgehen der Polizei wurde zunehmend aggressiver. Während an der Friedensglocke meist nur einzelne Polizist*innen standen und der Gegenprotest meist in Ruhe gelassen wurde, gehen sie jetzt deutlich stärker vor. Am Schlossplatz wurde die Polizeipräsenz hochgefahren. Schnell werden Platzverweise verteilt, der Gegenprotest wird jetzt häufig von Polizeiautos abgeschirmt und wird dadurch für die "Querdenker" unsichtbar. Einzelne Personen wurden von Polizist*innen geschubst. Einmal wurde der Gegenprotest angeblich zum Schutz komplett eingekesselt bis zum Rest der Demo.
Der Autokorso fand kaum noch statt. Er wird durch einige Baustellen in der Stadt zusätzlich gestört, sodass der Korso aus unserer Sicht seine Bedeutung verloren hat. Aktionen der sogenannten "Weißmenschen", Personen die in Maleranzügen und mit Schildern zu wirrer Musik durch die Straßen geisterten, sind nicht mehr vorgekommen. Diese waren vor allem zu Beginn der Proteste beliebt. Einwirkungen auf die Querdenken-Demos durch die AfD wurden nicht mehr verzeichnet.
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